Stimme.de / Kraichgau
08.04.2009
Von Annette Gast-Prior

„Bürger sollen sich wehren“

Siegelsbach - Einen Dämpfer erhielten die Siegelsbacher Hoffnungen auf einen gesundheitsverträglichen Umgang mit Mobilfunkstrahlung. Am Montag gab der promovierte Elektrotechniker und Physiker Volker Schorpp bei eine Fachvortrag im Bürgerzentrum eine düstere Prognose ab: „Wir werden den Gesundheitsgau nicht verhindern können“, sagte er voraus.

Siegelsbach - Einen Dämpfer erhielten die Siegelsbacher Hoffnungen auf einen gesundheitsverträglichen Umgang mit Mobilfunkstrahlung. Am Montag gab der promovierte Elektrotechniker und Physiker Volker Schorpp bei eine Fachvortrag im Bürgerzentrum eine düstere Prognose ab: „Wir werden den Gesundheitsgau nicht verhindern können“, sagte er voraus. Der Ratschlag, was die Bürger tun können, um möglicher Gesundheitsgefährdung zu entgehen, heißt: Sich wehren. Auch ein Standortkonzept, wie es Sinsheim hat (siehe Hintergrund) sieht der Karlsruher Wissenschaftler mit Vorbehalt: Wer Zugeständnisse macht, sei in gewisser Hinsicht käuflich, meinte er.

Aufklären

Volker Schorpp beantwortet Fragen in der Pause
Vor ihren Demonstrationsplakaten beantwortet Volker
Schorpp die Fragen der Zuhörer in der Vortragspause.
Foto: Annette Gast-Prior

„Man muss sich wehren“, sagt der Zweite Vorsitzende des Vereins Pulsschlag. Und steht an rund 50 Tagen im Jahr vor interessiertem Publikum. Er sieht sich als Aufklärer über Gesundheitsrisiken, die er dem Kommunikationsfunk zuschreibt.

Diese Arbeit leiste er ehrenamtlich, „um Fakten zu schaffen und der Krise begegnen zu können“. Dass der derzeitige Umgang mit der Mobilfunktechnologie fatale Folgen haben wird, ist er sicher und vergleicht mit der Finanzkrise: „Wer wäre vor fünf Jahren gehört worden, wenn er davor gewarnt hätte?“ Schorpp ist überzeugt, dass die Mastenlandschaft reduziert werde kann. Das Prinzip: Mobilfunkbetreiber müssten sich auf ein gemeinsames Organisationsnetz einigen. Dann würden sich Belastungen verringern lassen.

Es ging am Vortragsabend nicht um Grundsatzdiskussionen zum Nutzungsverhalten. Schorpp erklärte, wo er schädigende Einflüsse der Mobilfunkstrahlung sieht - auch bei W-Lan-Routern oder herkömmlichen Schnurlos-Telefonen, die 24 Stunden täglich elektromagnetische Strahlung aussenden. „Wir fordern, die Technik so zu bauen, dass das Telefon abschaltet, wenn man nicht telefoniert.“ Entsprechende Apparate gebe es. Auf Mobilität beim Handy müsse niemand verzichten. Die Alternative: Per GPS wäre es möglich, Handys punktuell zu orten - ohne Dauerbestrahlung im Hochfrequenzbereich.

Wirksam

Physikalische Grundlagen samt Ergebnissen aus der Erfahrungsmedizin lieferte der Wissenschaftler rund 60 aufmerksamen Zuhörern. Elektromagnetische Wellen verglich er mit Schallwellen: „Elektromagnetischer Lärm“ sei keine rein physikalisch zu betrachtende Größe, sondern transportiere, wie Schall- oder Lichtwellen, Informationen an das Nervensystem. Dies habe biologische Folgen, die das Bundesamt für Strahlenschutz ignoriere. Dass Grenzwerte ausschließlich an der Wärmewirkung von Strahlung festgemacht seien, ist für Schorpp nicht haltbar: Eine Leistungsdichte von zehn Millionen Mikrowatt pro Quadratmeter entspräche im Schallwellen-Vergleich dem Lärm beim Start eines Düsenfliegers. Ausreichend wäre Flüster-Lautstärke.
Quelle: STIMME.de