Südkurier
27.06.2007
Von Hanspeter Walter

„Bei Mobilfunk weiter am Ball“

Überlingen - Das Thema Mobilfunk bewegt die Menschen in der Region weiter massiv. Wenn auch sehr selektiv, wie das Publikum bei einer Veranstaltung des Vereins Strahlenschutz am Bodensee mit dem Karlsruher Physiker Volker Schorpp im Kursaal zeigte. Mit einer akribischen Beweisführung zeigte der Wissenschaftler mögliche Folgen der hochfrequenten Handystrahlung auf.

Dr. Volker Schorpp
Physiker Volker Schorpp aus Karlsruhe (r.)
demonstriert mit Bernd Wiese vom Verein
für Strahlenschutz die unterschiedliche
Qualität von Signalen gleicher Energie.
Foto: Hanspeter Walter

Überlingen - Mit einem Informationsstand war der Verein Strahlenschutz am Bodensee schon zum bundesweiten Aktionstag Mobilfunk am Samstag auf der Hofstatt präsent und stieß mit seinem Anliegen auf große Resonanz. Um die 80 Zuhörer konnten der Vorsitzende Waldemar Scheyhing und Organisator Bernd Wiese auch zum Vortrag mit dem Karlsruher Physiker Volker Schorpp begrüßen, der sich mit den "Risiken und Nebenwirkungen der mobilen Kommunikation auf Mensch und Natur" befasste. Der Verein wolle keine Ängste schüren, sondern über die Erkenntnisse zu den möglichen Folgen des Mobilfunks informieren.

Dass nicht nur eine Fülle von Indizien und anders nicht erklärbare Phänomene mehr als Besorgnis erregend sind, sondern allein die physikalische Fakten nicht folgenlos sein können, zeigte Physiker Schorpp auf nachvollziehbare Weise auf.

"Du denkst, dass dein Wissen schon der Weisheit letzter Schluss...", hatte Jens Lachenmayer von der Band die "Neuen Barden" das Dilemma zum Auftakt musikalisch in einen erkenntnistheoretischen Rahmen gestellt: "Dann trifft dich von hinten unvermittelt der Hexenschuss." Man muss nicht gleich den Handy-Chip mit dem Hammer zertrümmern, wie der Protestsänger bekundete, um seine eigenen guten Vorsätze nicht zu gefährden.

Auf ein typisches Phänomen hatte Physiker Volker Schorpp zu Beginn seines dreistündigen Vortrags aufmerksam gemacht: Die Jugend telefoniert mit Begeisterung, Sorgen um die Gesundheit macht sich die ältere Generation.

Mit physikalischen Grundlagen zeigte der Wissenschaftler auf, dass der "Misthaufen Elektrosmog" inzwischen eine "gigantische Größenordnung" angenommen habe: Handy, drahtloses Telefon, W-LAN und manches mehr.

Dass die Wirkung von elektromagnetischer Strahlung nicht nur auf dem Energiegehalt basiert, der den Grenzwerten zu Grunde liegt, sondern auch auf der transportierten Information, machte Schorpp am sichtbaren Licht deutlich. Wer es im Auto eilig habe, bei dem sorge eine rote Ampel für Adrenalinstöße, während eine grüne Welle die Ausschüttung von Glückshormonen begünstige. Auch Wohlklang und Störlärm unterschieden sich weniger durch Lautstärke als durch Frequenzmix und Informationsgehalt für die Sinne.

Lapidar mögen diese Aussagen nur auf den ersten Blick sein, denn bei Molekülen und Membranen von Körperzellen können die Wechselwirkungen durchaus dramatische Folgen haben. Sei es bei der schützenden Bluthirnschranke, bei der Verklumpung von roten Blutkörperchen, die eine optimale Sauerstoffversorgung beeinträchtigen kann. Am frappierendsten und kaum zu leugnen ist der kausale Zusammenhang zwischen Mobilfunksendern und Baumschäden, den Schorpp kriminalistisch nachwies.

Gleiche Bäume, am gleichen Standort und unter gleichen Bedingungen zeigten ganz ungleichmäßige Schäden der Blätter genau an jenen Stellen, wo sie der Strahlung von Sendern direkt ausgesetzt sind.
Quelle: Südkurier