Signifikant erhöhtes Krebsrisiko um einen Mobilfunksender

Krebs-Senderstudie der Steiermark

Wesentliche Ergebnisse

  • bis zu 8-fach erhöhte allgemeine Krebserkrankungen räumlich und zeitlich signifikant um einen MF-Sender (1984-1997)
  • speziell Brustkrebs bis 23-fach erhöht
  • speziell Hirntumore bis 121-fach erhöht
  • mit einer klaren Expositionsbeziehung und tausendfach unter den Grenzwerten

20. Januar 2008
Eine umweltepidemiologische Studie im Auftrag der Steiermärkischen Landesregierung untersuchte rückwirkend Krebserkrankungen um einen Mobilfunksender (C-Netz, 450 MHz), der von 1984 bis 1997 in Betrieb war. Die Ergebnisse zeigen eine signifikante räumliche und zeitliche Häufung realer Krebserkrankungen. Bei Brust- und Hirntumoren erwies sich die Häufung als besonders drastisch und mit einer klaren Beziehung zur Strahlungsexposition (Leistungsflussdichte W/m²). Im Vergleich zur entfernteren Referenzgruppe (<10 μW/m² im Freien) war für die höchste Expositionsgruppe (>1000 μW/m² im Freien) das allgemeine Krebsrisiko bis zu 8-fach, das Risiko für Brustkrebs bis zu 23-fach und das Risiko für Hirntumoren bis zu 121-fach erhöht.

Originalstudie (Deutsch, PDF ca. 2 MB)

Kurze Zusammenfassung der Studie (Orginaltext) (PDF)

Kommentar

Krebserkrankungen tausendfach unter dem Grenzwert
Pikant ist, dass selbst bei der am höchsten exponierten Gruppe nur etwa ein Tausendstel des Grenzwertes (2,25 W/m² bei 450 MHz) für Dauerexposition erreicht war - und dies im Freien. Gebäude dämpfen die Leistungsflussdichte um mehr als den Faktor 10. So könnten sich die vielerorts zur Beruhigung der Bürger eingerichteten offiziellen Dauermessstationen noch als hilfreich erweisen, um spätere Schadensersatzansprüche von Betroffenen durchzusetzen.

Nailaer Ärztestudie bestätigt
Die Studie bestätigt die Ergebnisse der Nailaer Ärztestudie (PDF ca. 100 kB) aus dem Jahr 2004, die im Nahbereich um einen seit zehn Jahren betriebenen Mobilfunksender (GSM 900 MHz) ein bis zu 3-fach erhöhtes Krebsrisiko gefunden hat - und dies bei einem durchschnittlich 8,5 Jahre jüngerem Erkrankungsalter als im Fernbereich. Die zuständigen Behörden haben die Nailastudie bis heute nicht repliziert, trotz der Aufforderung der Nailaer Ärzte.

Wer nicht sucht, der nicht findet
Besonders pikant ist in diesem Zusammenhang eine interne Anordnung der Bayerischen Staatsregierung an die bayerischen Gesundheitsämter, bei Meldungen von Erkrankungen und Beschwerden durch Mobilfunksender nicht aktiv zu werden. Gegenüber der BI Wolfratshausen gab der Vertreter des örtlichen Gesundheitsamtes Dr. Hartmann die Existenz dieser schriftlichen Anordnung zu. Wenn Mobilfunksender Krebs verursachen, dann zwingt die Staatsregierung de facto die Gesundheitsämter zu gesetzeswidrigem Verhalten. Die Grünen haben dazu eine Anfrage im Landtag gestellt. Eine private Strafanzeige gegen die bayerische Regierung wurde von der Staatsanwaltschaft München kurzum abgelehnt. In ihrer Begründung bestätigt sie indirekt die Anordnung als rechtens.

Pressemitteilung BI Wolfratshausen (PDF)
Anfrage der Grünen im Landtag (PDF)
Ablehnungsschreiben der Staatsanwaltschaft München

Bleibt die Frage, wie die Gesundheitsämter anderer Bundesländer mit Meldungen von Erkrankungen um Mobilfunksender umgehen?

Wirtschaftswachstum durch Tumorwachstum?
Wenn obige Krebsstudien die Wahrheit abbilden, dann ist angesichts der in den letzten Jahren rasant gestiegenen und weiter anwachsenden Zwangs-Hochfrequenz-Befeldung der Bevölkerung ein um die Latenzzeit verzögerter Anstieg von Tumorerkrankungen zu befürchten. Das "Geschäft mit dem Krebs" könnte sich aufgrund der vielen kostspieligen Tumorbehandlungen zu einer multi-milliardenschweren "Krebsindustrie" entwickeln und kurzfristig sogar neue Arbeitsplätze schaffen. Langfristig jedoch würde dieses "krankhafte Wachstum", wie jeder bösartige Tumor, in der Selbstzerstörung enden.

WHO erwartet eine drastische Zunahme an Krebserkrankungen
Die aktuelle Krebsprognose der Weltgesundheitsorganisation WHO bestätigt eine drastische Zunahme von Krebserkrankungen und Krebstoten weltweit. Den Schätzungen der Organisation zufolge soll sich die Zahl der Krebstoten im Vergleich zum Jahr 2005 von 7,6 Millionen auf mindestens 15 Millionen bis 2020 verdoppeln. Die WHO revidiert damit frühere Prognosen deutlich nach oben. Eine Verbindung der "Krebsepidemie" mit der ständig anwachsenden Hochfrequenzverseuchung der Umwelt wird jedoch nicht erwähnt.

Krebsstatistiken sind falsch
Viele Patienten mit bösartigen Tumoren tauchen in den Krebsstatistiken nicht auf. Dies berichtet Medical Tribune am 30.01.2008 mit dem Titel "Krebs noch häufiger als vermutet", hier als PDF. Deutsche Gerichtsmediziner des Carl-von-Basedow-Klinikums in Merseburg stellten fest, dass die Tumore oft unerkannt bleiben und erst durch eine Obduktion entdeckt werden (Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007, 132: 2067-2070). Knapp 9000 Leichenschauen zwischen 1994 und 2002 wurden ausgewertet. Bei über 500 Toten fand sich ein bösartiger Tumor, doch nur jeder zehnte Fall war dem Krebsregister gemeldet worden. Damit scheinen die Krebsstatistiken, die auf zu Lebzeiten bekannten Tumorerkrankungen basieren, ganz und gar nicht exakt zu sein, schreiben die Gerichtsmediziner Samir M. Said und seine Kollegen. Krebs käme vermutlich deutlich häufiger vor als gedacht.

Fälschen, Lügen und Druck ausüben – ein probates Mittel der Lobby?
Wenn Sendemasten Krebs auslösen oder beschleunigen, dann wäre diese Technik nicht zulässig. Die Reaktion der Mobilfunkindustrie auf die Krebs-Senderstudie der Steiermark ist konsequent. Mobilkom austria streitet kurzerhand und pressewirksam die Existenz und den Betrieb des Senders ab (siehe Bericht des Standard). Wie das "Forum Mobilkommunikation" berichtet, sollen drei Zeitzeugen die Nichtexistenz mit eidesstattlichen Erklärungen "beweisen". Zudem fordert mobilkom austria den Studienleiter Dr. Oberfeld per rechtsanwaltlichem Schreiben zum Rückruf seiner Studie auf und droht mit Schadensersatzforderungen. Dr. Oberfeld jedoch weist in einer Stellungnahme der Salzburger Landesregierung (PDF) alle Vorwürfe zurück. "Die Krebshäufung um das Wählamt Hausmannstätten ist erwiesen... Ein hinreichender Beweis, dass sich am Wählamt in Hausmannstätten kein C-Netz-Sender befunden habe, konnte von der mobilkom austria AG bislang jedenfalls nicht erbracht werden."